Dunkler Weg zum Teich

 

Jean-François Haas, Dunkler Weg zum Teich

In seinem Nachwort schreibt Haas: »Die Gegenden, in denen dieser Roman spielt, sind mir zum größten Teil vertraut; seit meiner Kindheit lebe ich in ihnen mit meinen Träumen und Geschichten. Manche sind verschwunden, andere haben sich verändert; nur wenige sind noch so, wie sie waren.«

Einige dieser Orte, die ihn bei diesem Roman inspiriert haben, und die noch “so sind, wie sie waren“, hat mir Herr Haas gezeigt.

Es handelt sich um die Dörfer Courtepin, Courtaman, Barberèche, aus denen das fiktive Dorf der Handlung zusammengesetzt ist, und um die Gegend um den Schiffenensee.

                   

Vor 1960                                                                 Nach der Flutung des Schiffenensees (ab 1963)

Diese Karte ist entnommen: Schiffenensee
Das versunkene Saanetal/Lac de Schiffenen.
La vallée de la Sarine endormie,
Verein O.S.K.A.R/Association O.S.K.A.R, 2011.

  

Die Molkerei in Courtaman (2015) 

»Ich ging zur Molkerei. Sie war im Nachbardorf (unsere Gemeinde bestand aus drei Dörfern und ein paar Weilern), und ich musste bei einbrechender Dunkelheit einen guten Kilometer durch Felder und Obstgärten gehen. […]

Ring und das Mäuerchen, auf das sich Myriam setzte.

Ein großer Hund, der Berner Sennenhund vom Grâbe-Hof, wartete reglos, vor einen zweirädrigen Karren gespannt; er war mit dem Halsband an einen Ring im Mauerwerk gebunden […].«

»Myriam hatte sich auf das Sandsteinmäuerchen gesetzt zwischen dem Weg und der Treppe zum Keller, in dem der Käser seine Käse aufbewahrte; der Geruch reifender Käselaibe stieg herauf.«

»[…] es roch nach der noch lauwarmen, frisch gemolkenen Milch und nach leicht saurer Milch; frisches Wasser gluckerte in dem Becken im Raum nebenan, wo Butterstücke, verziert mit einem Edelweiß, in ständig erneuertem, ständig frischem Wasser schwammen […]«

»Wir waren vor dem Waisenhaus angekommen.« –  Home St.François (2015)

  

»Wir ließen den Fluss, den Kiesstrand und, inmitten des Schilfs, den Teich, der sich in der Flussbiegung gebildet hatte, hinter uns, wir stiegen durch die Bresche aus Erde und Bäumen, die die Felswand spaltete und oben zerklüftete, hinauf, gelangten auf dem Weg oben an […]«

Steilwände am Ufer des Schiffenensees. Der Teich ist überflutet. – Hier etwa lag der Hof Grabe, der überflutet wurde.

»Hinter uns schlug es von der Kirche drei Uhr. Ich schaute über die Friedhofsmauer; die leicht abfallenden Felder […] rechts das Dach vom Grâbe-Hof in der Mulde unterhalb des Friedhofs.«

     

Kirche Barberèche                                                               Schulhaus in Courtepin (2015), Sitz der Gemeindeverwaltung

»Diese Nase und diese Brille erinnerten mich an jemanden, aber wo hatte ich den gesehen? Ich wusste es nicht mehr […] Und dann diese Nase, die das Blatt überfliegt, die großen runden Brillengläser, diese lange lange Nase. […] Diese Nase, diese Brille, das ist doch Madame Céleste Mac’Miche! […]«

       

         

»Einige Kilometer von unserem Haus entfernt hatte vor langer Zeit ein Eremit eine Einsiedelei in eine hohe Felswand aus Sandstein über dem Fluss gehauen; in einem Jahr würde die Einsiedelei oberhalb eines Sees liegen; wir sind einige Male zu Fuß dorthin gegangen, Myriam könnte ich ohne weiteres in einer kleineren Höhle unterbringen. Der Eremit hatte zuerst die Kapelle ausgehöhlt, erzählte man, dann einen Winkel zum Schlafen, dann im Anschluss noch ein paar Zimmer für Gäste oder andere Eremiten, mehrere waren nachgekommen, hatten die Arbeit fortgesetzt, Pilger beherbergt, einmal wieder zu dieser Einsiedelei gehen, da gab es einen in Sandstein gehauenen Holzherd, ihn ausmessen, einen Plan zeichnen […]«

    

Unmittelbar neben der Einsiedelei ist heutzutage die Autobahnbrücke.

»Jetzt ging der Weg zur Molkerei hinunter, weiter hinten wird er sich in den Sandstein graben, also zu einem Hohlweg werden, so als ob hinter den Lichtern ein schwarzer Abgrund lauerte. Aber so weit gehe ich nicht […]«

»Unter all denen, die noch vor dem Portal in der Sonne stehen geblieben waren und sich frohe Weihnachten wünschten und plauderten, sah ich einen einzelnen Mann […]…[er] hält sich an der Holzsäule des Portals fest […]

                         

» In der Osterzeit im Jahr nach unserem Wegzug wollte ich den Teich noch einmal sehen, ein letztes Mal, denn in der Zeitung wurde die Flutung des Stausees angekündigt […] Ich sah ihn nicht wieder. Die steigenden Wasser hatten ihn bedeckt. Schon. Der Weg, den wir zum Fischen hinuntergegangen waren, versank dort unten in schlammigen bräunlichen Wirbeln, ertrank darin […]

An jenem Tag hatte ich den Eindruck, und er ist mir geblieben, dass der See aus dem Teich hervorquoll und dass der See zu einem unermesslichen Teich wurde, der einmal das ganze Tal ausfüllen würde […].«

          

                                                                                                             Wegende (2015)